Remscheider Generalanzeiger vom 11. Dezember 2013:

Gedenktag für verstorbene Kinder

Von Mathias Schäfer

Am zweiten Sonntag im Dezember ist "Weltgedenktag für alle verstorbenen Kinder." Zu diesem Anlass veranstaltete die Delfin-Initiative einen Gottesdienst in der evangelischen Kirche Dabringhausen.

Das Dabringhauser Ehepaar Beate und Udo Haldenwang gründete die Elterninitiative, nachdem sie ihren Sohn Michael 1999 durch Leukämie verloren hatten. Seit 2002 veranstaltet das Begegnungsprojekt monatliche Gespräche unter Betroffenen, um gemeinsam Verlust und Trauer zu verarbeiten. Der Austausch mit anderen Betroffenen könne ungemein helfen, mit dem Verlust eines Kindes fertig zu werden, bekräftigt Udo Haldenwang. Das geteilte Schicksal schaffe eine Basis in der Trauerarbeit und eine Art von Verständnis, welches Außenstehende oftmals nicht aufbringen könnten. In den Verlust eines Kindes könne man sich schlecht hineinfühlen.

Demnach legen die Organisatoren auch viel Wert darauf, dass der Gottesdienst von einem Geistlichen geleitet wird, der ähnliche Erfahrungen gemacht hat wie die Betroffenen. Die Teilnehmer der Messe bilden so eine Einheit, die Kraft und Hoffnung finden oder geben kann.

Am Sonntag war Hiltrud Höschler zu Gast in Dabringhausen. Die katholische Gemeindereferentin aus Düsseldorf beklagt den Verlust zweier Kinder. Entsprechend emotional geriet ihre Messe, für deren stimmungsvolle musikalische Gestaltung Petra Velten und Silke Vogel verantwortlich zeichneten.

Einzelne Betroffene erzählten von ihrem Schicksal und ihrem Umgang mit dem Verlust ihrer Kinder. Ob kurz vor der Geburt oder mit bereits 22 Jahren. Der Schmerz über den Tod kann das Leben prägen, so dass Lachen ohne schlechtes Gewissen selten wird.

Umso öfter taucht dann die Frage auf, weshalb es gerade das eigene Kind treffen musste. Ein innerer Schmerz und ein unerklärlicher Druck auf der Brust hören nicht auf.

Auf die Frage, warum ein Schicksalsschlag einen selbst ereilt, wird im Leben auf der Erde niemand eine Antwort finden, sagt Udo Haldenwang. Im Austausch mit ähnlich Gezeichneten können Betroffene ihre Trauer jedoch überwinden und neue Hoffnung schöpfen.

Das bedeutet nicht, Verstorbene zu vergessen. Wie nah verlorene Kinder noch sind, zeigen die deutlichen Erinnerungen der Teilnehmer am Sonntag, in denen die Kinder leben.

KINDSTOD - WAS DIE STATISTIK SAGT

2012 starben in Nordrhein-Westfalen 812 Kinder unter 14 Jahren - 8,0 Prozent weniger als 2011. Wie dasstatistische Landesamt NRW anlässlich des Weltgedenktags für verstorbene Kinder mitteilte, war die Zahl der gestorbenen Jungen (456) dabei höher als die der Mädchen (356).

552 KINDER (68,0 %) starben bereits im Säuglingsalter (erstes Lebensjahr), wobei 254 Säuglinge nicht einmal die ersten 24 Stunden überlebten. Die Gesamtzahl der Todesfälle bei Säuglingen hat sich gegenüber 2011 um 9,7 % verringert; die Zahl der Todesfälle bei den 1- bis unter 14-Jährigen ist auch gesunken: um 4,4 %.

URSACHEN Mehr als die Hälfte der Säuglinge (283) starb an Ursachen, die ihren Ursprung in der Perinatalperiode (Zeitraum vor der Geburt bis sieben Tage danach) hatten: Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und Chromosomen-Anomalien waren in 159 Fällen (28,8 %) und plötzlicher Kindstod in 22 Fällen (4,0 %) ursächlich für den Tod.

1-14 JAHRE Von den 260 Gestorbenen in der Altersgruppe der 1- bis unter 14-Jährigen starben 65 Kinder an Neoplasien (Tumor) und 35 Kinder an angeborenen Fehlbildungen, Deformitäten und Chromosomen-Anomalien. 52 Kinder kamen durch Verletzungen, Vergiftungen und andere äußere Ursachen ums Leben; darunter starben 15 Kinder durch tätlichen Angriff oder Suizid.

RHEIN-BERG Im Kreis starben 199 Kinder, davon 131 im ersten Le-bensjahr und 68 bis zum Erreichen des 14. Lebensjahres. 2011 waren es 202 Kinder (140 / 62) gewesen.

Artikel als PDF (2MB)